Glücksspielsucht ist eine Krankheit mit weitreichenden Folgen für das Leben eines Menschen. Der zwanghafte Drang zum Spielen von Glücksspielen an Spielautomaten oder in Online-Casinos beeinträchtigt die seelische und körperliche Gesundheit der Betroffenen erheblich. Die Erkrankung, die medizinisch mit dem ICD-Code F63 gekennzeichnet ist, kann zur längerfristigen Arbeitsunfähigkeit führen. Gegen Spielsucht gibt es inzwischen eine Vielzahl von Therapiemöglichkeiten. Mit einfachen Maßnahmen können sich betroffene Spieler und deren Familienangehörigen selbst aus der Abwärtsspirale der Sucht befreien.
Was ist Glücksspielsucht?
In Psychologie und Psychiatrie wird die Spielsucht als zwanghaftes oder krankhaftes Spielen bezeichnet. Die Glücksspielsucht wird dadurch geprägt, dass der Spieler es nicht schafft, der Versuchung, sich an Glücksspielen zu beteiligen, zu widerstehen. Ähnlich wie bei anderen an einer Sucht erkrankten Menschen dreht sich bei Glücksspielern das Denken meist um dieses Thema. Obwohl dem Spieler bewusst ist, dass seine Handlungen schwere Folgen im privaten, finanziellen und beruflichen Bereich haben können, ist er nicht in der Lage, sein Verhalten zu ändern. Nach offiziellen Schätzungen sind in Deutschland etwa 100.000 bis 300.000 Spieler von der Glücksspielsucht betroffen, die meisten davon sind Männer. Ein Spielsüchtiger verbringt regelmäßig viele Stunden vor dem Computer bei Online-Spielen, am Spielautomaten in einer Spielhalle oder im Spielcasino. Beim Spielen verlieren Betroffene häufig ihre gesamten Ersparnisse und darüber hinaus auch Familie und Freunde. Das Verhängnisvolle an der Spielsucht ist die Abhängigkeit. Den Betroffenen gelingt es nicht, sich selbst von der Sucht zu befreien und auf das Spielen zu verzichten. Verhaltenssüchte wie die Spielsucht führen zu Kontrollverlust, sodass der Süchtige aus einem inneren Zwang heraus handelt und immer wieder spielen muss.
Verlust sozialer Kontakt als Folge der Spielsucht
Zu den Folgen der Spielsucht zählt neben hohen Schulden auch der Verlust sozialer Kontakte. Zahlreiche Betroffene vernachlässigen sogar ihren Beruf und riskieren dadurch ihren Arbeitsplatz. Von den Krankenkassen wird die Glücksspielsucht als eigenständige Krankheit anerkannt. Das sogenannte pathologische Glücksspielen (pathological gambling) zählt zu den häufigsten Suchterkrankungen. Die meisten Glücksspieler, die unter einer krankhaften Sucht leiden, spielen in Online-Casinos, Spielhallen und Spielbanken. Lottospieler hingegen leiden nur in seltenen Fällen unter einer Spielsucht. Obwohl die Online-Glücksspiele im Internet aufgrund fehlender Glücksspiellizenzen zahlreicher Betreiber in den meisten deutschen Bundesländern grundsätzlich verboten sind, finden die Spieler eine Möglichkeit, um grenzüberschreitend zu zocken. Damit sind allerdings auch bestimmte Risiken verbunden. Rechtliche Ansprüche auf die Auszahlung der erspielten Gewinne lassen sich im Ausland kaum durchsetzen.
Psychische Störungen im Rahmen der Spielsucht
Häufig treten gleichzeitig mit der Spielsucht weitere psychische Störungen auf. Viele Spielsüchtige leiden ebenfalls unter Angstzuständen, Depressionen, Persönlichkeitsstörungen oder Drogensucht. Statistiken zufolge sind mehr als 50 Prozent der Glücksspielsüchtigen alkoholabhängig. Die meisten Betroffen haben ein gestörtes Selbstwertgefühl und leiden unter Bindungsangst. Bei Spielsüchtigen gibt es außerdem eine hohe Dunkelziffer. Betroffene werden erst dann erfasst, wenn sie einen Arzt aufsuchen oder an einer Therapie teilnehmen.
Die Ursachen der Glücksspielsucht
Die Ursachen der Spielsucht sind vielfältig. In vielen Fällen führt eine Kombination unterschiedlicher Auslöser zur Spielsucht. Langeweile, der Wunsch nach Ablenkung, die Sehnsucht nach Zuneigung und das Streben nach Erfolg zählen zu den Gründen, die eine Glücksspielsucht begünstigen können. Ängste, Schuldgefühle und Depressionen erhöhen das Risiko für die Entwicklung einer Sucht. Neben erblichen Faktoren kann auch das persönliche Umfeld eines Menschen dazu beitragen, dass Betroffene eine Spielsucht entwickeln. Die Glücksspielsucht tritt unabhängig von Alter, Geschlecht und Lebenssituation auf und entwickelt sich sowohl bei Männern, Frauen und Jugendlichen.
Die Symptome der Spielsucht
Das Suchtverhalten entwickelt sich nur langsam, sodass die Spielsucht häufig erst dann erkannt wird, wenn sich die Erkrankung bereits manifestiert hat. Der Anfangsprozess kann sich dabei über mehrere Jahre erstrecken. Zunächst wird ausschließlich zum Vergnügen gespielt. Nach und nach erhöhen die Betroffenen ihre finanziellen Einsätze. Auf diese Weise beginnt nach circa zwei Jahren die Phase des exzessiven Spielens. Zu diesem Zeitpunkt haben viele Spieler die Kontrolle über ihr Verhalten bereits verloren. Sie spielen aus einem inneren Zwang und leben quasi nur noch für das Glücksspiel. In der Regel vergeht eine geraume Zeit, bis den Betroffenen bewusst wird, dass sie Hilfe benötigen. Von Ärzten und Psychiatern wird die Glücksspielsucht in unterschiedliche Phasen eingeteilt, beginnend mit dem Anfangsstadium, gefolgt vom Gewöhnungsstadium bis zum Suchtstadium. Jede Phase ist durch spezifische Symptome gekennzeichnet.
Die Krankheit im Frühstadium
Die Symptome entwickeln sich analog zum Phasenverlauf und sind zunächst unspezifisch und wenig ausgeprägt. Die Krankheit ist im Frühstadium deshalb nicht leicht zu erkennen. Manche Symptome werden missinterpretiert, da sie auch bei anderen psychischen Störungen auftreten können. Ein sicheres Indiz für die Glücksspielsucht ist das euphorische Verhalten nach einem Gewinn, während Verluste ein gereiztes Auftreten nach sich ziehen. Immer häufiger versuchen Spielsüchtige ihre Sucht durch spontane Abhebungen an Geldautomaten zu befriedigen. Um verlorenes Geld wieder zurückzugewinnen, wird so lange gespielt, bis ein Spiel erfolgreich beendet werden kann. Dabei nehmen die Betroffenen auch in Kauf, dass sie bis zum nächsten Spielsieg bereits hohe Beträge verloren haben. Hektisches und unkonzentriertes Verhalten sind typische Symptome der Spielsucht, die im persönlichen und beruflichen Umfeld des Spielers häufig nicht wahrgenommen werden.
Spielsucht verheimlichen – das Suchtverhalten Spielsüchtiger
Abwesenheitszeiten von zu Hause oder vom Arbeitsplatz werden häufig durch Lügen erklärt. Die Betroffenen versuchen zunächst ihre Spielsucht zu verheimlichen. Mit dem Fortschreiten der Erkrankung wird der Tagesablauf aufgrund des unkontrollierbaren Spielwunsches immer mehr beeinträchtigt. Das Selbstwertgefühl der Betroffenen verändert sich. Abhängig von Temperament und Persönlichkeitsstruktur kommt es entweder zu Aggressionen oder zu depressiven Verstimmungen. Zahlreiche Spielsüchtige vernachlässigen ihre Körperhygiene und nehmen sich keine Zeit mehr für regelmäßige Mahlzeiten. Soziale Kontakte werden auf ein Minimum reduziert und der Spielsüchtige verliert Freunde und Bekannte. Falls die eigenen finanziellen Mittel nicht ausreichen, greifen viele Glücksspielsüchtige auf illegale Beschaffungsmaßnahmen zurück, leihen sich Geld oder nehmen Kredite auf. In vielen Fällen legten Betroffene ihren Arbeitgebern fingierte Krankmeldungen vor, um ihr Fernbleiben vom Arbeitsplatz zu entschuldigen, da sie während der Arbeitszeit an ihrem Computer beim Glücksspiel saßen. Partnerschaftliche Beziehungen werden durch die Spielsucht extrem belastet und können zerbrechen. In der Endphase der Krankheit können eine hohe Verschuldung und die damit verbundene nach eigener Einschätzung ausweglose Situation zu Suizidgedanken führen.
Das Anfangsstadium der Spielsucht
Die Spielsucht beginnt mit dem Anfangsstadium, in dem der Betroffene nur gelegentlich spielt. Online-Automatenspiele, Video-Poker und Slots sorgen für Nervenkitzel. Kleine Gewinne werden als persönliche Erfolge gewertet. Für zahlreiche Betroffene ist das Glücksspiel Zerstreuung und Ablenkung von den täglichen Problemen. Zunächst wird nur in der Freizeit gespielt, während die Spieler weiterhin ihren Verpflichtungen nachgehen. In dieser Phase wird von Unterhaltungs- und Gelegenheitsspielern gesprochen. Das Glücksspiel birgt jedoch ein gefährliches Potenzial. Aus Freizeitspielern können leicht Spielsüchtige werden. Die Übergänge sind fließend, da die mit den Glücksspielen verbundenen Risiken von den meisten Spielern nicht rechtzeitig erkannt werden. Eine starke Verlockung stellen die ersten größeren Gewinne dar. Wenn dieser Versuchung nachgegeben und die tägliche Spieldauer erhöht wird, steigt die Gefahr, dass sich eine Spielsucht entwickelt.
Die Gewöhnungsphase
Die Anfangsphase geht nach einiger Zeit in das Gewöhnungsstadium über, in dem der Spieler die Kontrolle über seine Einsätze verliert. In dieser Phase entwickelt sich die Spielsucht zur täglichen Gewohnheit, die der Spieler zur Ablenkung benötigt. Gewinne führen zu starken Glücksgefühlen, sodass der Betroffene nicht mehr mit dem Spielen aufhören kann. Da Glücksspiele jedoch durch einen Zufallsgenerator gesteuert werden und damit nicht beeinflussbar sind, verlieren Gewohnheitsspieler regelmäßig hohe Beträge. Spielsüchtige, die gerade Geld verloren haben, sind nicht in der Lage, mit dem Spielen aufzuhören. Durch weitere Einsätze soll der Verlust wieder ausgeglichen werden. Dabei bemerken die meisten Spieler ihren Kontrollverlust nicht. Dieses Verhalten wird von Experten auch als „magisches Denken“ bezeichnet. Die Betroffenen sind davon überzeugt, der Erfolg beruhe nicht auf einem Zufallstreffer, sondern auf ihrem persönlichen Verhalten. Zahlreiche Online-Spieler, auch diejenigen, die noch nicht unter Spielsucht leiden, glauben, mit der richtigen Spielstrategie Einfluss auf den Spielerfolg zu haben. Dieser weit verbreitete Irrtum zählt zu den wichtigsten Ursachen der Glücksspielsucht. Viele Spieler sind dadurch vom Freizeitspieler zum Problemspieler geworden. Nach einem Verlust nimmt das Selbstwertgefühl ab und die Betroffenen erleben eine tiefe Niedergeschlagenheit. Anspannung und Reizbarkeit vor jeder Spielrunde prägen diese Krankheitsphase, die mit einem zunehmenden Realitätsverlust einhergeht.
Endstation Glücksspielsucht
Im letzten Stadium der Krankheit werden die Betroffenen als Exzessiv- und Verzweiflungsspieler bezeichnet. Alle Gedanken drehen sich nun um das Glücksspiel. Rationale Grenzen gibt es nicht mehr und das Risiko bei den Einsätzen wird ständig erhöht, um einen Nervenkitzel auszulösen. Manche Spieler spielen in der Schlussphase der Spielsucht an mehreren Automaten gleichzeitig. Die Kontrolle über das Spielverhalten ist bei einer Spielsucht nicht mehr vorhanden. Viele Betroffene verlieren in diesem Krankheitsstadium ihren Arbeitsplatz, ihre Partner und ihre sozialen Verbindungen. Die Glücksspielsucht gleicht einer schweren Krankheit, mit Folgen sowohl für die körperliche, seelische und geistige Gesundheit. Zahlreiche Spieler haben bereits einen hohen Schuldenberg angehäuft, der eine Rückzahlung unmöglich macht. Mit den massiven Folgen ihrer Spielsucht können die meisten Betroffenen nicht mehr umgehen, sodass professionelle Hilfe unumgänglich ist. Im Suchtstadium leiden die meisten Spieler unter massiven Symptomen. Sie entwickeln Angstzustände, Depressionen und Stress. Süchtige Spieler sind oft an starkem Schwitzen und zittrigen Händen erkennbar. Manche Spielsüchtige leiden unter Verwirrtheitszuständen und können sich zeitweise nicht mehr an ihren Aufenthaltsort erinnern.
Die Risikofaktoren der Spielsucht
Da eine Spielsucht selten aufgrund einer einzelnen Ursache entsteht, sind auch die Risikofaktoren, die zu ungesundem Spielverhalten führen, vielfältig. Wissenschaftler vermuten eine Wechselwirkung zwischen biologischen, genetischen und psychosozialen Einflüssen, die in ungünstigen Fällen zur Glückspielsucht führen können. Für genetische Faktoren spricht das gehäufte Auftreten der Sucht innerhalb der Familie. Sobald ein Elternteil unter Spielsucht leidet, beträgt das Risiko für die Kinder, ebenfalls daran zu erkranken, rund 20 Prozent. Falls ein eineiiger Zwilling spielsüchtig ist, wird der andere mit 23-prozentiger Wahrscheinlichkeit ebenfalls zum Risikospieler. Allerdings sind die Gene alleine keinesfalls verantwortlich für die Glücksspielsucht, sondern können lediglich die Anfälligkeit (Vulnerabilität) leicht erhöhen. Damit sich die Spielsucht manifestiert, müssen andere Faktoren hinzukommen.
Psychosoziale Risikofaktoren der Spielsucht
Bei Glücksspielsüchtigen finden sich auffallend viele psychosoziale Faktoren, die das Suchtverhalten begünstigen oder auslösen können. Aufgrund negativer Erfahrungen in der Kindheit haben viel Süchtige nur ein geringes Selbstwertgefühl. Zu den psychischen Risikofaktoren zählen traumatische Erlebnisse, die nicht durch eine Therapie bewältigt werden konnten. Bei ihrer Behandlung berichteten zahlreiche Spielsüchtige über eine gestörte Vater-Kind-Beziehung. Kinder und Jugendliche, die von ihren Eltern nicht genügend Aufmerksamkeit bekommen oder kein Vertrauen zum Elternhaus aufbauen können, entwickeln als Erwachsene häufiger psychische Störungen in Form von Süchten. Auch Schwierigkeiten, Emotionen angemessen zu äußern, stellen eine Basis zur Entwicklung von Suchtstörungen dar. Die Spielsucht gleicht in ihren Verdrängungsmechanismen der Alkohol- und Drogensucht und ist für die Betroffenen eine Möglichkeit, sich von realen Problemen abzulenken. Ein weiteres Problem ist die hohe gesellschaftliche Akzeptanz des Glücksspiels. Online-Spiele und Sportwetten werden öffentlich beworben und dadurch indirekt die Spielsucht gefördert. Glücksspiele im Internet sind rund um die Uhr verfügbar, sodass das Risiko, zum Spielsüchtigen zu werden, zusätzlich erhöht wird.
Welche Rolle spielen biologische Ursachen?
Biologische Faktoren scheinen bei der Entwicklung der Spielsucht ebenfalls eine Rolle zu spielen. Das Belohnungssystem des Gehirns reagiert auf unterschiedliche Reize mit der Ausschüttung von Glückshormonen. Durch Konditionierung beim Glücksspiel lernt das Gehirn, Online- und Automatenspiele mit positiven Emotionen zu verbinden. An den Vorgängen im Gehirn ist der Botenstoff Dopamin maßgeblich beteiligt. Beim Spielen von Glücksspielen, Spielautomaten und bei Sportwetten kommt es zu einer vermehrten Ausschüttung von Dopamin. Allerdings nimmt die positive Wirkung von Dopamin bei übermäßigem Glücksspiel wieder ab. Der Organismus, der sich an den Botenstoff gewöhnt hat, reagiert mit der Zeit nicht mehr so stark auf die damit verbundenen Reize. Spielsüchtige, die das Belohnungsgefühl erleben wollten, sehen sich daher gezwungen, ihre Spielzeiten zu verlängern oder höhere Geldsummen einzusetzen.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Besteht der Verdacht einer Spielsucht, sollten Betroffene schnellstmöglich professionelle Hilfe suchen. Die Diagnose Spielsucht wird durch Psychologen, Psychiater oder Allgemeinmediziner gestellt. Mithilfe standardisierter Testverfahren werden Spieler nach ihren Symptomen befragt. In der Regel erfolgt in der Praxis eines Psychologen oder eines Psychiaters ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten, um den Schweregrad der Erkrankung einzuschätzen. Abhängig vom Ergebnis der Untersuchung wird die Diagnose Spielsucht gestellt. Die Therapie richtet sich nach der Ausprägung der Sucht und umfasst psychotherapeutische Behandlungen und Verhaltenstherapie. In vielen Fällen werden Betroffene zur Behandlung in eine Suchtklinik überwiesen. Bei Suizidgedanken ist die Einweisung in eine psychiatrische Klinik unumgänglich.
Freizeitbeschäftigung mit Suchtpotenzial
Glücksspiele besitzen ein hohes Suchtpotenzial. Das Suchtrisiko wird durch den Aufbau der Spiele sowie deren ständige Verfügbarkeit zusätzlich gesteigert. Aufgrund des raschen Spielverlaufs und der Belohnung durch Freispiele und andere Boni erhält der Spieler einen gewissen Kick. Online- und Automatenspiele erwecken bei vielen Spielern die Illusion, dass die Spiele einfach gesteuert werden können. Der Verlust eines Spiels verleitet die meisten Spieler zu einem erneuten Spiel, vor allem, wenn dies durch eine Freispielrunde kostenlos möglich ist. Auch die häufig zum Spiel verwendeten Punkte oder Jetons verführen zu weiteren Spielen, da der Gegenwert in Echtgeld oft falsch eingeschätzt wird. Die Spielsucht wird durch die ständige Verfügbarkeit von Glücksspielen begünstigt. Glücksspielangebote im Internet trugen erheblich zur einer Verbreitung der Glücksspielsucht bei. Nachdem die meisten Casino-Betreiber ihr Spielangebot Smartphone-optimiert haben, kann auch auf dem Handy, Tablet oder Laptop jederzeit gespielt werden.
Wie läuft die Untersuchung ab?
Die Spielsucht zählt zu den ernst zu nehmenden Erkrankungen, die sich sowohl psychisch und körperlich auswirkt. Für den weiteren Krankheitsverlauf ist die rechtzeitige Behandlung der Krankheit von hoher Bedeutung. Angehörige, die bei einem Familienmitglied erste Anzeichen eines Suchtverhaltens feststellen, sollten umgehend Hilfe und Unterstützung beim Hausarzt, in der örtlichen Suchtberatungsstelle oder in schwierigen Fällen auch in einer Suchtklinik suchen. Da die Glücksspielsucht nicht durch körperliche Untersuchungen festgestellt werden kann, müssen häufig umfangreiche Fragebögen ausgefüllt werden, um die Glücksspielsucht von anderen Suchterkrankungen abzugrenzen. Bei der psychiatrischen Erstuntersuchung werden meist typische Fragen gestellt. Dazu zählt die Fragestellung, ob ein innerer Drang vorhanden ist, Glücksspielen nachzugehen. Meist muss die Frage beantwortet werden, ob es schwerfällt,
nach einem Spielverlust aufzuhören und wie viele Stunden täglich gespielt wird. Durch die Beantwortung der Fragen bekommt der Arzt einen Überblick über die Ausprägung der Spielsucht und kann geeignete Therapiemaßnahmen einleiten. Die Glücksspielsucht kann sowohl als einzelne Sucht oder im Rahmen psychischer Störungen auch zusammen mit anderen Süchten auftreten. Um eine exakte Diagnose zu stellen, sind oft ausführliche psychiatrische Untersuchungen notwendig. Neben den ICD-10 klassifizierten Hauptkriterien wie wiederholtes, dauerndes Glücksspielen und wiederkehrendes Spielverhalten, welches das persönliche und familiäre Leben stark beeinträchtigt, müssen weitere diagnostische Kriterien vorhanden sein, um die Diagnose Spielsucht zu sichern. Zu den Kriterien nach DSM-IV gehört beispielsweise die gedankliche Beschäftigung mit dem Thema Geldbeschaffung und die starke Vereinnahmung durch das Glücksspiel. Darüber hinaus zählen Emotionen wie Unruhe und Gereiztheit zu den Indikatoren für eine Spielsucht. Auch der Verlust des Arbeitsplatzes aufgrund des Suchtverhaltens sind für den Facharzt sichere Anhaltspunkte, um eine Glücksspielsucht zu diagnostizieren.
Welche Komplikationen sind möglich?
Eine nicht rechtzeitig erkannte oder unbehandelte Spielsucht kann zu schweren Komplikationen wie dem Verlust des Arbeitsplatzes und des geregelten Alltags führen. Auch für das persönliche Umfeld des Süchtigen hat dessen Spielsucht gravierende Folgen. Die meisten an einer Spielsucht Erkrankten leiden unter einem starken seelischen Druck und versuchen so gut wie möglich, ihre Probleme vor ihrer Umwelt zu verheimlichen. Furcht vor Ausgrenzung und Verachtung aufgrund einer psychischen Erkrankung und unrealistische Ängste vor einer Therapie erhöhen das Risiko für Komplikationen. Viele Betroffenen entscheiden sich wegen der befürchteten Ablehnung durch Freunde und Familie gegen die dringend notwendige Therapie. Die Folgen reichen von der sozialen Isolation bis zu Depressionen und Angststörungen.
Finanzielle Probleme als Folge der Spielsucht
Zu den weiteren Komplikationen, die im Zusammenhang mit der Glücksspielsucht häufig auftreten, zählen gravierende finanzielle Probleme. Zahlreiche Spielsüchtige können ihre finanziellen Verpflichtungen nicht mehr erfüllen, ihre Kredite nicht zurückbezahlen und sind praktisch mittellos. Aus dieser Problematik entstehen oft weitere schwere psychische Probleme. Unbehandelt kann eine Spielsucht deshalb bis zum Suizid führen. Die langfristigen Folgen der Glücksspielsucht sind trotz Therapie nicht zu unterschätzen. Nach Überwindung ihrer Sucht benötigen viele Betroffene noch während eines langen Zeitraums psychologische Unterstützung. Die Bewältigung des Alltags fällt vielen Suchtopfern sehr schwer. Mangelndes Selbstwertgefühl der Betroffenen kann auch im Bereich der beruflichen Wiedereingliederung für Verzögerungen sorgen. Dennoch ist eine rechtzeitige Therapie die beste und oft die einzige Lösung, um die Glücksspielsucht zu besiegen und dem Betroffenen wieder ein normales Leben zu ermöglichen. Schon beim Verdacht auf ein Suchtverhalten sollten Spieler deshalb Hilfsangebote in Anspruch nehmen. Im Internet gibt es unterschiedliche Tests, die anonym durchgeführt werden können und eine Selbsteinschätzung über das persönliche Suchtpotenzial ermöglichen sollen. Allerdings stellt ein Online Spielsucht-Test nur eine Orientierungsmöglichkeit dar und kann den Besuch beim Spezialisten nicht ersetzen. Die richtigen Ansprechpartner für Spielsüchtige sind der Hausarzt, Psychologe, Psychotherapeut oder Psychiater.
Die Prognose der Spielsucht
Nach eingehender Untersuchung und der Festlegung der geeigneten Therapie erfolgt eine Einschätzung des Krankheitsverlaufs und eine Prognose. Die Spielsucht ist eine Krankheit mit einem individuell sehr verschiedenen Verlauf. Der Krankheitsverlauf ist von unterschiedlichen Faktoren, wie dem Alter und dem Geschlecht abhängig. Im Unterschied zu Frauen sind Männer bereits als Jugendliche wesentlich mehr gefährdet, an einer Spielsucht zu erkranken. Die Prognose hängt darüber hinaus von der Motivation des Betroffenen, den Behandlungsmöglichkeiten und den Folgen der Abhängigkeit ab. Beim Vorliegen zusätzlicher Süchte oder psychische Störungen fällt die Prognose meist ungünstiger aus. Einen positiven Einfluss auf die weitere Entwicklung hat die Unterstützung, die der Betroffene von Familie und Freunden erhält. Je früher die Glücksspielsucht behandelt wird, desto höher sind die Chancen, die Krankheit zu überwinden.
Die Spielsucht-Therapie
Im Rahmen einer Spielsucht-Therapie wird den Betroffenen die Rückkehr in den Alltag ermöglicht. Durch verhaltenstherapeutische Maßnahmen gewinnen die Süchtigen die Kontrolle über ihr Leben Schritt für Schritt wieder zurück. Allerdings kann der Weg aus der Spielsucht eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen. Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Therapie ist die Motivation des Erkrankten. Die Sucht kehrt häufig wieder zurück, wenn die Problematik nicht überwunden wird. Viele Spieler sind durch die Androhung einer Kündigung oder der Scheidung vom Ehepartner zunächst so deprimiert, dass die Wirkungen der Therapie sich nicht umgehend einstellen. Manche Spielsüchtige haben Probleme, sich helfen zu lassen und müssen zunächst Vertrauen zum Therapeuten aufbauen. Ein langer Behandlungsprozess ist bei der Spielsucht eher die Regel als die Ausnahme. Auch nach erfolgreicher Therapie besteht ein gewisses Risiko, dass Betroffene wieder in alte Verhaltensmuster zurückfallen. Ein Rückfall ist bei einer Spielsucht nicht zu vermeiden, sondern stellt oft einen Teil des Genesungsprozesses dar.
Ambulante und stationäre Heilverfahren bei Spielsucht
Eine Spielsucht-Therapie kann sowohl ambulant oder stationär durchgeführt werden. Über ambulante Betreuungsangebote verfügen in der Regel psychologische Praxen und psychiatrische Tageskliniken. Die stationäre Therapie wird vor allem bei stark ausgeprägter Sucht empfohlen. Für manche Betroffene hat der Rückzug in eine Klinik einen heilenden Effekt. Der räumliche Abstand von Familie und beruflichen Verpflichtungen macht es vielen Suchspielern leichter, sich auf die Therapie einzulassen. In vielen Fachkliniken in Deutschland werden inzwischen spezielle Therapien für Spielsüchtige angeboten. Das Ziel eines stationären Aufenthalts ist die dauerhafte Überwindung der Spielsucht sowie die Reintegration in den Alltag.
Die ambulante Therapie der Spielsucht
Die ambulante Therapie ist vor allem dann sinnvoll, wenn der Patient ein heimatnahes Betreuungsangebot bevorzugt und ausreichend Unterstützung durch Familie oder Freunde erhält. Ebenso wie bei der klinischen Therapie ist auch bei der ambulanten Behandlung der Wille des Patienten, mit dem Spielen aufzuhören, ausschlaggebend für den Therapieerfolg. Der Vorteil der ambulanten Glücksspielsucht-Therapie besteht darin, dass der Betroffene in seinem gewohnten Umfeld bleibt und die neu gelernten Verhaltensweisen unmittelbar anwenden kann. Bei der ambulanten Behandlung finden ebenso wie bei der stationären Therapie Einzel- und Gruppentherapien statt. Das Ziel der Behandlung ist die vollständige Glücksspielabstinenz. Zu Beginn einer Spielsucht-Therapie ist ein Leben ohne Glücksspiel für die meisten Patienten kaum vorstellbar. Die Aufgabe der Therapeuten besteht darin, den Spielsüchtigen Lösungswege aufzuzeigen und gemeinsam mit den Patienten Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Während der Therapie wird viel Wert auf andere Freizeitbeschäftigungen gelegt. Von den Therapeuten werden die Patienten darin unterstützt, frühere Hobbys wieder zu aktivieren und soziale Kontakte wieder aufzunehmen. Für eine erfolgreiche Abstinenz vom Spielen ist die soziale und berufliche Integration in die Gesellschaft die wichtigste Voraussetzung. Selbsthilfegruppen gegen Spielsucht, die es in den meisten Städten und größeren Gemeinden inzwischen gibt, unterstützen Betroffene nach Beendigung der Therapie. Das Rückfallrisiko ist nach Abschluss der ambulanten oder klinischen Therapie erfahrungsgemäß am größten.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Durch die rechtzeitige Behandlung der Spielsucht kann ein Fortschreiten der Suchtkrankheit oft vermieden werden. Obwohl sich eine Sucht langsam und schleichend entwickelt, ist es sinnvoll, bereits beim Auftreten des geringsten Verdachts auf Spielsucht einen Psychologen oder Psychiater aufzusuchen. In der ersten Phase der Erkrankung, in der das Spielen noch als angenehm empfunden wird, hat häufiges Spielen meist noch keine schädlichen Auswirkungen. Bereits in der zweiten Krankheitsphase, die spätestens nach zwei Jahren eintritt, kommt es durch den zwanghaften Charakter zum Realitätsverlust und infolgedessen zum Suchtverhalten. Sobald erste Anzeichen für ein abnormales Spielverhalten bei sich selbst oder einem Familienangehörigen bemerkt werden, sollte umgehend ein Termin beim Facharzt vereinbart werden. Eine spezielle Psychotherapie hilft in der Regel gegen das Suchtverhalten und kann vor den gravierenden Folgen der Spielsucht schützen. Ohne Glücksspielsucht Hilfe gelingt es jedoch den wenigsten Patienten, ihre Sucht zu überwinden. Bei schwer ausgeprägtem Suchtverhalten benötigen neben den Betroffenen auch die mit ihm zusammenlebenden Angehörigen professionelle Unterstützung. In Einzelfällen ist neben einer Psychotherapie auch eine professionelle Schuldenberatung notwendig.
Hilfsangebote für Spielsüchtige
Die Spielsucht ist eine ernsthafte Erkrankung, die unbedingt in die Hände von Fachleuten gehört. Falls es den Betroffenen schwer fällt, psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen, sollten sich die Angehörigen mit einer Beratungsstelle für Spielsüchtige in Verbindung setzen. Familientherapeuten und Selbsthilfegruppen, die sich auf Glücksspielsucht Hilfe spezialisiert haben, stellen eine wichtige Anlaufstelle dar. Die meisten Mitglieder von Selbsthilfegruppen kennen die Problematik aus eigener Erfahrung und sind in der Lage, Spielsüchtige zu unterstützen. Beim Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen können Spieler sich austauschen und erhalten wertvolle Tipps und Ratschläge. Einen großen Einfluss auf die Überwindung des Suchtverhaltens hat die Freizeitgestaltung. Dabei kommt es darauf an, das Spielen im Online-Casino, in der Spielhalle oder im Spielcasino durch ein sinnvolles Hobby, das Freude bereitet, zu ersetzen. In diesem Zusammenhang wird gemeinsam mit der Beratungsstelle oder der Selbsthilfegruppe ein Freizeitprogramm erarbeitet. Zu den für Spielsüchtige am besten geeigneten Hobbys zählen alle sportlichen Aktivitäten, Musik, Kunst (Malen, Basteln) sowie eine aktive Freizeitgestaltung gemeinsam mit anderen Menschen. Wenn sich die aktive Umsetzung des Therapiekonzepts im Alltag bewährt, ist der Betroffene seinem Ziel, der Überwindung seiner Sucht, ein gutes Stück näher. Alkohol kann die Therapiefähigkeit einschränken und das Suchtverhalten zusätzlich verstärken. Deshalb sind alkoholische Getränke bei der Spielsucht-Therapie sowohl in ambulanten und klinischen Einrichtungen tabu. Während der Therapie muss zudem das Surfen im Internet nach Online-Casinos oder der Besuch von Spielhallen strikt vermieden werden.
Glücksspielsucht Hilfe für Betroffene und Angehörige
Spielsüchtige finden in Deutschland ein vielseitiges Therapieangebot. Glücksspielsucht Hilfe erhalten Betroffene von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, die über eine kostenfreie Rufnummer verfügt. Unter 0800 – 1 37 27 00 können sich Spielsüchtige auch anonym melden. Erreichbar ist die DLTB-Telefonberatung zur Glücksspielsucht:
- Montag bis Donnerstag von 10.00 – 22.00 Uhr
- Freitag bis Sonntag von 10.00 – 18.00 Uhr
Spieler, die regelmäßig an Glücksspielen teilnehmen und nicht sicher sind, ob bereits ein Suchtverhalten vorliegt, können ihren Umgang mit Online-Spielen durch einen interaktiven Selbsttest wie „Check Dein Spiel“, einem kostenlosen Informationsangebot der BZgA, testen.
Schuldnerberatungsstellen bieten Unterstützung an, wenn die finanzielle Situation von Glücksspielsüchtigen und ihren Angehörigen zur existenziellen Bedrohung wird. Spielschulden betreffen meist die ganze Familie. Die Schuldnerberatungsstelle am Wohnort (Rufnummer im Telefonbuch) oder unter www.schuldnerberatungen.org hilft Betroffenen, die in finanziellen Schwierigkeiten sind, Lösungen für die Finanzprobleme zu finden. Darüber hinaus entwickeln die Mitarbeiter der Schuldnerberatung gemeinsam mit den Beteiligten ein realistisches Konzept für den Schuldenabbau. Selbsthilfegruppen wie Anonyme Spieler, www.anonyme-spieler.org verfügen über Hotlines und ambulante Beratungsangebote. Außerdem werden im Rahmen der Glücksspielsucht Hilfe stationäre Behandlungseinrichtungen und Rehabilitationsmaßnahmen vermittelt.